Schtorm


Vorbei geht ein großartiges Sturm-Wochenende mit liebem Besuch! Kai und Vanni verließen Vannis Konferenz in Long Island Freitagnacht eher fluchtartig, um einer Evakuierung und dem damit verbundenen Verkehrsaufkommen zuvorzukommen, und schlugen dann recht spät bei mir auf. Nach ein wenig Schlaf gab es dann die obligatorische Campus- und Stadtführung mit Kaffee von Small World Coffee. Gegen ihren Willen schleppte ich sie dann zu einer Überraschungs-/Abschiedsparty unter dem Motto “Goodbye Matthias, Hello Irene”, welche von einem Haufen Swing-Tänzer organisiert wurde. Das war sehr nett, es wurde viel getanzt, und ich fürchte glaube, die beiden jetzt mit dem Swing-Virus angesteckt zu haben.

Der Plan, im Triumph dann eine Bierverkostung vorzunehmen scheiterte daran, dass, kaum, dass wir uns unserer Regenkleidung entledigt hatten, wir auch schon wieder “wegen Irene” rausgeworfen wurden. Kneipe Nr. 2, die Sportsbar, hatte sicherheitshalber gar nicht erst aufgemacht, aber Kneipe Nr. 3, Winberie’s, ließ uns dann ein, kochte schön für uns, und ein paar Drinks gab es auch noch. Wir holten uns noch die Selina dazu, die sich zu Hause ohne Strom langweilte, und liefen dann, als wir bei Winberie’s “wegen Irene” rausgeworfen wurden, weiter zum Tap Room, welcher doch tatsächlich bis zur Sperrstunde geöffnet haben würden.

Inzwischen regnete es aber so heftig, begleitet von starken Windböen, dass wir uns doch ein wenig Sorgen über den sicheren Heimweg machten und uns gegen einen letzten Drink entschieden. Stattdessen machten wir uns auf den Weg gegen den Wind und den Regen, der nun nicht mehr nur von oben, sondern von allen Seiten und sogar von unten kam. Meine neue Regenjacke ist übrigens supi! Ich glaube, wir wurden dann Zeugen von herunterkommenden Stromleitungen. Es war eine Häuserreihe dazwischen, aber wir sahen sehr helle Lichterscheinungen erst in blau und dann in rot, begleitet von einem Brummen. Die andere Möglichkeit ist eine Ufo-Landung.

Zu Hause war es dunkel und stromlos, aber sowieso Schlafenszeit. Am nächsten Morgen war der Strom immer noch nicht wieder da, so dass wir erstmal in die Uni gingen, um mein Handy aufzuladen - der einzige Kontakt zur Außenwelt. Mein Institut ist etwas nass geworen - der Keller wird gerade ausgepumpt - aber meinem Labor geht es gut. Dann ging es in die Stadt auf die Suche nach einem guten Kaffee. Starbucks und Smallworld hatten zu, “wegen Irene”, aber wir sahen trotzdem Menschen mit Kaffeebechern in der Hand. Der Richtung folgend, aus der sie herkamen, fanden wir ein extrem niedlichen neuen Café/Teeladen, in dem wir dann die nächsten Stunden verbrachten. Die erste halbe Stunde wartend auf unsere Heißgetränke. Aber die liebenswerte Art der Besitzer und die sehr nette Wohnzimmeratmosphäre machten das wieder wett. Außerdem trafen wir dort auch auf John, einen Bekannten von mir, der wegen Stromausfall auch nichts mit sich anzufangen wusste. Überhaupt liefen viele Leute durch das inzwischen trockenere Princeton auf der Suche nach Kaffee, Essen und Beschäftigung, da bei ihnen zu Hause auch der Strom ausgefallen war. Die meisten Geschäfte und Restaurants hatten aber zu “wegen Irene”, so dass ich dann meinen beiden Besuchern eine weitere Princetonian Spezialität schmackhaft machte, Hoagie Haven, ein erschreckend billiger Sandwich-Laden. Dort holten wir uns Hoagies und gingen damit ins Ivy Inn auf ein frühes Bierchen. Inzwischen war es 17 Uhr, und der Strom zu Hause immer noch nicht wieder da.

Kai und Vanni versuchen nun gerade, sich zu ihrem Hotel in Jersey City durchzuschlagen. Das liegt direkt am Hudson River auf der New Jersey Seite mit Blick auf Manhattan. Um sicherzugehen, dass das Hotel nicht weggeschwommen war, riefen sie dort an, bevor sie hier losfuhren. Der Hotelmanager berichtete von “Major Flooding” im Hotel, dass sie jedoch trotzdem geöffnet hätten, und versuchen würden, es so gut wie es ginge in Ordnung zu bringen. Eine weitere Schwierigkeit besteht auch darin, sich überhaupt dorthin durchzuschlagen, da viele Straßen komplett überschwemmt und gesperrt sind. Wenn es nicht klappt, müssen sie halt wieder zurückkommen.

In Princeton ist alles recht glimpflich abgelaufen, es sind nur viele meiner Bekannten ohne Strom, und haben dafür einem nassen Keller. Wir haben nur ein paar Zentimeterchen Wasser im Keller, das trocknet bestimmt von alleine.

Update: Ich sehe gerade, dass fast alle Straßen, die von Princeton wegführen, überschwemmt und gesperrt sind. Ich frage mich ja, wo Kai und Vanni sind (?). Außerdem ist die Uni morgen geschlossen. Nicht, dass mich das betreffen würde…

Comments

Danke für den anschaulichen Bericht!So ein nettes Schtorm-Wochenende hat was.. - Oma Duck

Schön, daß du alles gut überstanden hast ;-)Auch in den deutschen Nachrichten war Irene ziemlich groß Thema. Hab mir schon ein bißchen Sorgen um dich gemacht. P.S.: Ich bin mit deinem Blog wieder up-to-date! Und verspreche, fleißig zu kommentieren. Indianerehrenwort! - Inga

Gar nicht mal so ungefährlich, solch herunterkommenden Stromleitungen. Wenn man da gerade in der falschen Pfütze steht…Immerhin kannst du von dem Wochenende später mal deinen Enkeln berichten. - der Erich